Meisterecke





Charakterbeschreibung

Vorbemerkung: Dieser Aufsatz ist im Grunde nur eine überarbeitete Zusammenfassung eines Heroldartikels der ersten Ausgabe und eines Programmpunktes auf dem Rollenspielseminar 2003.
Leser, die entweder das eine gelesen haben oder auf dem anderen dabei waren, werden in meinen Ausführungen keine besonderen Neuigkeiten entdecken. Darum dient dieser Aufsatz nur denen, die diese Seite besuchen, ohne große Vorkenntnis mitzubringen.

Eine Charakterbeschreibung ist, grob gesagt, eine Vorstellung des Rollenspielhelden. Sie soll dem Spielleiter einen Einblick geben, wie der Spieler seinen Helden ausgedacht hat und soll zugleich dem Spieler die Möglichkeit geben, die Idee von seinem Helden ausreifen zu lassen und auf Papier zu verewigen. Das gibt beiden (Spieler und Spielleiter) die Chance, sich für die kommenden Abenteuer auf einen Spielcharakter einzustellen und eventuell sogar einige Aspekte der Abenteuer auf den Helden abzustimmen. Denn: Ein Abenteuer kann auch nur dann einen Helden mit einbeziehen, wenn der Spielleiter weiß, wie sich der Held in einer bestimmten Situation verhalten wird!
Ein weiterer positiver Gesichtspunkt beim Schreiben einer Charakterbeschreibung ist die "emotionale Bindung", die der Spieler mit seinem Charakter eingeht. Dadurch, dass er seinem Helden eine Vorgeschichte, eine Gestalt und in einem Wort: "Leben" geben muss, wird er seinen Helden wohl mit mehr Nähe betrachten und wird diesen Helden auch wirklich möglichst lange spielen wollen. Häufiges Wechseln des Heldentypen innerhalb einer Kampagne wird unwahrscheinlicher.
Es sprechen also viele Dinge dafür, dass sich ein Spieler die Mühe macht und vor einer Kampagne oder einer Abenteuerreihe eine Charakterbeschreibung schreibt.

Was genau muss aber in diese Charakterbeschreibung hinein?
Zum einen gehört natürlich eine Vorgeschichte des Helden hinein. Die Fragen, wer der Held ist, wo er herkommt und was er früher (das heißt: vor dem ersten Abenteuer) gemacht hat, geben dem Helden Lebhaftigkeit. Zugleich entwickeln sich dadurch schon aus der Vorgeschichte Ideen, welche Marotten, Neigungen oder Abneigungen der Held haben könnte. Freunde und Feinde können in der Vorgeschichte bereits zu Wort kommen. Natürlich liegt auch der Grund, warum der Held ins Abenteuer zieht ganz bestimmt in seiner Vorgeschichte.
Aber Vorsicht! Der Spieler sollte nicht vergessen, dass sein Held zu Beginn des Abenteuerlebens noch in der 1. Stufe steht. Dadurch wird es schwierig für den Spieler, wenn er seinem Helden in der Vorgeschichte schon eine Weltumseglung, eine große Abenteuerlaufbahn oder eine Seeschlangenköpfung angedichtet hat. Das Wissen des Helden in der Vorgeschichte sollte ungefähr dem Wissen des Helden in der 1. Stufe entsprechen.

Zum anderen sollte eine Charakterbeschreibung auch eine Vorstellung des Helden im Spiel enthalten. Das heißt, der Spieler macht sich genaue Gedanken, wie sich sein Held im Spiel verhalten wird und wie er in einer ganzen Reihe von Situationen reagieren würde. Das hilft dem Spieler, sich eine genauere Vorstellung zu machen, wie er seinen Helden spielen will. Gleichzeitig kann sich der Spielleiter ein Bild davon machen, mit was für einem Helden er es im Abenteuer zu tun bekommt.
Diese Spielbeschreibung kann alle Aspekte des Heldenleben durchleuchten. Die Marotten des Helden gehören genauso hinein, wie die Frage, wie sich der Held im Kampf, in der Stadt oder auf hoher See verhält. Interessant für eine Beschreibung ist auch, ob der Held eine bestimmte andere Sorte von Helden mag, oder ob er manche Sorte von Helden von vornherein verabscheut. Daneben ist auch ein Verweis auf seine Vergangenheit sinnvoll, um zu sehen, welche Aspekte der Vorgeschichte im Abenteuerleben noch für den Helden von Wichtigkeit sein können. Durch all das wird es dem Spieler selbst einfacher fallen, sich in seinen Helden hineinzuversetzen.

Zu guter Letzt habe ich auf meinen Charakterbeschreibungen immer noch ein paar Zitate meines Helden aus den unterschiedlichsten Situationen eingefügt. Für die Beschreibung ist es nicht wichtig, aber es macht Spaß, seinem Helden mit einigen "coolen" Sprüchen nicht nur ein Leben, sondern auch eine Stimme zu geben. So gelingt einer guten und spannenden Charakterbeschreibung ein würdiger Abschluss.

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Im Abschluss habe ich mir noch die Mühe gemacht, die Dinge, die ich oben genannt habe, in Form einer Tabelle zusammenzufassen. Ich selbst habe nach diesem Schema mehrere Charakterbeschreibungen geschrieben, von denen mir ein-zwei wirklich außerordentlich gut gelungen sind. Gerne schicke ich sie jemandem zu, der Interesse hat, einmal eine Beschreibung zu lesen, um sich sozusagen "Appetit" zu machen.



Teil der Charaktervorstellung
ungefährer Inhalt
1. Lebenslauf Wann, wo und unter welchen Umständen wurde der Held geboren?
Wer sind die Eltern? Geschwister?
Besondere Umstände in den ersten zehn Lebensjahren?
Schule? Lehre? Arbeit? Irgend welche Veränderungen im Leben?
Besonderheiten zwischen zehnten Lebensjahr und Beginn Heldenleben?
Warum wurde er Held?
2. Charakter des Helden Wie steht er im Abenteurerleben?
Wie ist sein Verhältnis zu anderen Heldentypen (Zwerge, Elfen, Magier)?
Hat er Freunde/Feinde von früher?
Hat er besondere Eigenarten?
Wie wirkt sich seine Vergangenheit auf sein Verhalten aus?
Wie ist sein Verhalten
      - im Kampf?
      - in der Natur?
      - in der Stadt?
      - im "Ausland"?
Wie ist sein allgemeines Verhältnis zu den anderen Helden?
3. Zitate Einige Zitate aus einigen Situationen


Ich hoffe, auch andere Spieler finden Freude an einer ausführlichen Beschreibung ihres Helden. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es das Spiel des Helden ungemein bereichert und auch dem Spielleiter großen Spaß macht. Versucht es auch!

Paul Stroh